Giudecca ist eine Insel.

 23. Juli 2021 -

... und zwar die größte aller Inseln von Venedig. Sie wird dem Sestiere (Stadtteil) Dorsoduro zugeteilt, dem "harten Rücken" Venedigs (so genannt nach dem Felsgestein, auf dem es erbaut wurde) und sie liegt südlich vom Stadtzentrum Venedigs entfernt, auf der  anderen Seite des gleichnamigen Kanals, dem "Canale della Giudecca".

Obwohl sie vom Markusplatz mit dem Vaporetto in nicht mehr als 4 Minuten zu erreichen ist, wissen viele Touristen nicht einmal, dass auch diese Insel zu Venedig gehört. Auf einer "Tourist Map", die ich mir im Mai am Parkplatz Tronchetto kaufte, ist sie überhaupt nicht mehr drauf! Dieser Touristen-Stadtplan endet am unteren Rand mit der Fondamenta Zattere, der Promenade von Dorsoduro am Giudecca-Kanal.

Mir gefällt das. Und ich bin vor allem deshalb hier so glücklich, weil auf der Giudecca deutlich weniger los ist, als auf dem viel bekannteren "Centro Historico"  Venedigs.

Giudecca hat auch einen völlig anderen Charakter. Den Unterschied in der Atmosphäre nimmt ein aufmerksamer Beobachter sofort wahr, wenn er an einem der fünf Vaporetto-Stationen aussteigt.

Da die Insel aus der Vogelperspektive an eine lange Fischgräte erinnert, bürgerte sich in früherer Zeit unter den Einwohnern auch der Name "Spinalonga" für die langgestreckte schmale Insel ein. Eigentlich besteht Giudecca aus 8 Einzelinseln, die durch breite Kanäle voneinander getrennt und durch kleinere und größere Brücken verbunden sind.

Mich interessiert, woher der heute gültige Name "Giudecca" kommt und ich habe herausgefunden, dass über die Bedeutung des Namens nach wie vor gerätselt wird.
Die einen meinen, sie wäre nach den Juden (italienisch früher "guidei", heute "ebreo") benannt, da den Juden im Mittelalter zuerst auf dieser Insel zu siedeln erlaubt wurde, statt in Venedig selbst. (Später sollten sie sich dann im ersten "Ghetto" der Welt im Sestriere Cannaregio niederlassen)  Andere vertreten eher die These, dass die Übersetzung des Namens Giudecca eher vom Wort "zudega" (Verurteilter) stammt und sich auf die Gaunerfamilien aus Venedig bezieht, die im 11. Jahrhundert auf diese Insel verbannt wurden. 

Was aber ist nun das Besondere und Andersartige an Giudecca im Vergleich zur Hauptinsel?

Aus meiner Sicht ist es die größere Ruhe, die fehlende Hektik und Lautstärke, es sind die meist weit weniger spektakulär aussehenden Häuser dieser ursprünglich Arbeiter- und Industrie-geprägten Insel und vor allem das Leben der Menschen hier. Es dominiert nicht so sehr der Tourismus wie "drüben", sondern man kann noch sehr gut das ganz normale, lokale Leben der einheimischen Bewohner beobachten.

Wir haben dazu das Glück, dass die vier Fenster unserer Wohnung auf einen kleinen Kanal und den gleichnamigen kleinen Platz, den Campo della Pallada, schauen.

Beim Frühstück genossen wir unsere wunderschöne Aussicht vor allem deswegen, weil der Blick aus dem großen Fenster wie der auf eine Bühne wirkt, auf der sich das ganz normale venezianische Leben abspielt. Da war heute zuerst zu sehen, wie sich die Müllmänner abmühen müssen, um ihre Korbwagen über die Stufen der kleinen Holzbrücke zu schaffen und dann war ein Umzug auf venezianisch zu beobachten. Da die Kisten und Möbel unmöglich über den Hausflur des schmalen Hauses transportiert werden können, lehnte am obersten Fenster ein zerlegbarer(!) Schrägaufzug, über den die Sachen erst einmal auf die Straße geschafft wurden, um dann von mehreren Helfern auf das Boot gestapelt zu werden, das an unserem Canale della Pallada bereitstand.


15. August 2021
15. August 2021 - San Michele - Venedig's Friedhof-Insel. YouTube-Video von Sue.
4. August 2021
4. August 2021 - „Der von den Löwen träumte“ – das war Hemingway, von dem Hans-Josef Ortheil in seinem Buch erzählt, und er war es auch, der mich zum Träumen brachte von Torcello, dem Ort, wo Hemingway wohnte und sich zum Schreiben zurückzog. Dass man hier Ruhe und Abstand gewinnen kann vom quirligen Venedig, das merkt jeder sofort, der mit der Vaporetto-Linie 12 von Burano aus kommend hier an dem kleinen Stationshäuschen ankommt.
3. August 2021
03. August 2021 – Es zieht mich immer wieder nach Castello, in das größte und ruhigste Sestiere ("Sechstel“ - so heißen die sechs Stadtteile hier), das im östlichen Teil der Stadt liegt und die Schwanzflosse des Fisches bildet, den man erkennt, wenn man den Stadtplan Venedigs betrachtet.
28. Juli 2021
28. Juli 2021 - So hatte ich mir das eigentlich in meinen schönsten Träumen vorgestellt: Gemütlich in einem einfachen Boot sitzen und unter blauem Himmel von einem echten Venezianer durch die Kanäle gefahren werden. Was für ein Glück, dass wir Marco kennengelernt haben, der in Venedig geboren ist und für den es offensichtlich nichts Schöneres gibt, als seine Heimatstadt guten Freunden zu zeigen, die seine Begeisterung teilen. Er hat uns zu einer langen Bootsfahrt eingeladen, von der wir erst nach 6 Stunden wieder zu Hause ankamen - eine Kamera voller Bilder und Videos und mit einem noch größeren Herz für Venedig. YouTube-Video von Sue.
27. Juli 2021
27. Juli 2021 - Ich sitze wieder einmal auf einer Kirchenbank, und eigenartigerweise fühle ich mich wohl. Diese kleine, von außen ganz unscheinbar wirkende uralte Kirche "Sant‘ Eufemia", die aus dem 18. Jahrhundert stammt - ein einfacher Bau im romanischen Stil auf der Giudecca - erscheint mir innen so anders, als all‘ die anderen gruftig-dunklen katholischen Kirchen, die ich so kenne. Inzwischen mache ich um katholische Kirchen im Allgemeinen ja einen großen Bogen, da mir bei jedem Besuch - wo auch immer in der Welt - sofort alles Erdrückende aus meiner Kindheit hochkommt und ich an die unzähligen Sonntage denken muss, an denen ich bis hin zur Pubertät wöchentlich eine heilige Messe absitzen musste.
26. Juli 2021
26. Juli 2021 - Bilder anklicken und als Galerie betrachten.
25. Juli 2021
25. Juli 2021 - Ein Freund fordert mich dazu auf, unbedingt auch einmal von zwischenmenschlichen Erlebnissen in meinem Blog zu erzählen. Das fällt mir jetzt nach dem noch relativ kurzen Aufenthalt hier auf der Insel natürlich noch schwer. Aber das ein oder andere könnte ich vielleicht doch schon erwähnen: Sowohl das letzte Mal im Mai, als auch jetzt wieder im Juli habe ich/ haben wir, Chris und ich, ganz erstaunlich schnell Kontakt zu den Menschen hier bekommen. Das erzeugte in mir gleich so ein heimelig-warmes Gefühl und es hat uns beide jedesmal wirklich völlig überrascht und begeistert! Ich bin ja eher schüchtern und tue mir leider etwas schwer damit, neue Leute kennenzulernen - Chris dagegen ist da ganz anders: er kann mit Leichtigkeit auf Leute zugehen... aber so war es nicht, als wir hier zum ersten, nein zum wiederholten Male, Kontakt zu netten Venezianern bekamen. Immer wieder gehen Menschen, die hier leben, ganz unerwartet auf uns zu! Ist das nicht ganz erstaunlich? Im Mai schon - als man gerade wieder, aber noch mit großen Einschränkungen nach Italien reisen konnte und wir das erste Mal auf der Giudecca wohnten, aber mehr im Neubaugebiet nahe der äußeren Lagunen-Seite, da hatten wir die erste solche Begegnung. Als wir beim Verlassen unserer Wohnung dort im 2. Stock durchs Treppenhaus gingen, sah ich durch das große Fenster im Zwischengeschoss und da fiel mein Blick auf den gegenüberliegenden kleinen Vorgarten, in dem eine Gruppe von vielleicht fünf oder sechs Menschen in augenscheinlich gemütlicher Vertrautheit um einen Tisch herum saßen. Da mich dieses Bild von oben ad hoc mit Sehnsucht erfüllte, nach dem langen Verbot, sich mit mehreren Menschen gleichzeitig in fröhlicher Runde zu treffen, machte ich spontan ein Foto. Es sah eigentlich nicht so aus, als ob einer der Menschen da unten das bemerkt hätte, aber es passierte doch, dass sich in dem Moment, als wir die Haustür hinter uns schlossen, die Gartentüre gegenüber öffnete und wir mit großer italienischer Herzlichkeit eingeladen wurden, hereinzukommen und uns mit an den Tisch zu setzen. Nur zu gerne folgten wir der Einladung und nahmen auf den schnell herbeigeholten Stühlen ebenfalls Platz am großen Tisch, wo uns sofort ein gefülltes Weinglas vorgesetzt wurde. Natürlich wurde angestoßen, jeder stellte sich kurz vor und wir beide mussten erzählen, wann und wieso wir hergekommen waren, wie lange wir bleiben wollten und was wir so alles vorhätten. Wir gaben gerne Auskunft und erzählten, da einer in der Runde deutsch verstand, eine Dame gut Englisch sprach und ich zum ersten Mal ein paar Brocken Italienisch anbringen wollte, in drei Sprachen durcheinander. Es war herrlich! Es kam soviel Gastfreundschaft und ehrliches Interesse aneinander rüber und die Stimmung war einfach fantastisch. Nach etwa einer Stunde verabschiedeten wir uns mit großem Hallo und vielen guten Wünschen. Wir vereinbarten auch gleich, uns im Sommer unbedingt wiederzusehen und dann gemeinsam - wie die Nachbarn im Viertel das hier regelmäßig tun - direkt am Wasser im Sonnenuntergang über der Lagune eine Art Picknick zu veranstalten, zu dem einfach jeder einen Stuhl zur Kaimauer mitbringt, dazu Wein und Leckereien zum Verteilen. Diese Szene blieb uns als wichtige Erinnerung unseres ersten Aufenthalts auf der Giudecca eingebrannt im Gedächtnis und selbstverständlich werden wir die neugewonnenen Freunde demnächst wieder aufsuchen. Schon am dritten Tag unseres Aufenthalts jetzt im Juli hier auf "unserer" Insel gleich wieder ein Kennenlernen. Auf dem Weg zum Vaporetto wurden wir in einer kleinen Seitengasse spontan von einem netten Herrn angesprochen und in seinen schönen kleinen privaten Garten auf ein Bier eingeladen. Dieses Mal bekamen wir von einem begeisterten Kunsthistoriker, wie sich herausstellte, viele wertvolle Tipps, was wir auf der Giudecca nicht versäumen dürften, zu besichtigen. Kaum um die Ecke auf der Fondamenta (Uferpromenade) am Giudecca Kanal angekommen, wurden wir schon wieder angesprochen: dieses Mal war es eine sehr sympathische und besonders gut gekleidete ältere Dame, eine Deutsche aus dem Schwarzwald, die sich als die Ilse vorstellte. Weil sie uns deutsch sprechen gehört hatte und sich gerne einmal wieder in ihrer Muttersprache unterhalten wollte, erklärte sie, hat sie uns angesprochen. Freundlich erzählte sie uns, wie es sie vor 50 Jahren nach Venedig verschlagen hatte, weil sie ihren Mann hier kennengelernt hatte und dass er nach der Heirat partout nicht mit in ihre Heimat nach Deutschland kommen wollte, dass so auch ihre Kinder hier aufgewachsen sind und sich diese als Erwachsene ganz in der Nähe, in Venedig, niedergelassen haben. Ich weiß nicht, ob wir beide etwas Besonderes ausstrahlen, was immer wieder zu solch schönen Begegnungen führt, aber ich will jetzt erst einmal glauben, dass es einfach an der Gastfreundschaft der Guideccaner, oder der Italiener liegt, dass wir so leicht Anschluss kriegen. Auf jeden Fall erzeugt es in mir immer mehr ein Gefühl von willkommen-Sein und genau das habe ich mir natürlich sehr gewünscht, als ich jetzt wieder ...und dieses Mal für länger... hier auf die Insel kam.
24. Juli 2021
24. Juli 2021 - Wer so gerne fotografiert wie ich, der hat am Ende sicherlich viel zu viele Bilder im Kasten und kann sich doch von vielen schwer trennen, da sie ja Geschichten erzählen und an Glücksmomente erinnern. Die Bilder von meinem neuen Wohnort, von meiner neuen "Wohninsel", sind für mich persönlich natürlich von besonderem Wert! Heute möchte ich euch gerne eine Auswahl meiner bisher liebsten Bilder von Giudecca zeigen. Habt ihr Lust, mein Album durchzublättern? - Bilder anklicken und als Galerie betrachten.
22. Juli 2021
22. Juni 2021 - So freudestrahlend war das Ankommen dann in Venedig erst einmal noch nicht. Das Besorgen der Venezia Unica Karte musste schnell-schnell nach unsrer Ankunft am Bahnhof passieren, denn dann war es schon eine halbe Stunde vor Ladenschluss der Verkaufsstellen und das bedeutete jetzt Rennen und zwar subito zum einzigen ACTV-Büro, das jetzt noch offen hatte: das an der Piazza Roma - das wollten wir unbedingt noch rechtzeitig erreichen. Auch wenn der Weg dorthin vom Bahnhof aus nicht gerade weit ist, muss man um hinzukommen, die gläserne "Ponte della Costituzione" (die nach ihrem Architekten auch "Ponte Calatrava" genannt wird) überqueren. Die hat aber auf beiden Seiten viele viele Treppenstufen und keinerlei Rampe und diese jetzt bei der Hitze, im Laufschritt(!) und mit unseren schweren Koffern im Schlepptau zu überqueren, puh das war ordentlich beschwerlich und anstrengend. Zum Glück haben wir's schlussendlich aber relativ locker geschafft und hielten schneller als gedacht unseren Citypass mitsamt der Aufladung von erstmal 30 Fahrten (für 100,- plus 42,- Euro) in Händen. Inzwischen total verschwitzt galt es jetzt nur noch den Eingang zum Boat Nr. 2 schnell zu finden, um damit zur Station "Palanca" auf der Giudecca zu gelangen und dann zu dem Haus, das die nächsten vier Wochen unser Zuhause sein würde - yeah! Herrlich! Die erste Fahrt auf dem großen Kanal rüber nach Giudecca - das ist jedes Mal wie eine Erlösung und eine Offenbarung zugleich: Auf einem der vorderen Sitze Platz nehmen, sich ganz dem Fahrtwind hingeben und endlich mal wieder nur noch Wasser um sich rum zu haben - das ist das wahre Ankommen in Venedig. Schon diese erste Vaporetto-Fahrt beschert mir jedes Mal ein Hochgefühl und macht mich irgendwie glücklich. Dieses Mal war es - da wir ja erst vor zwei Monaten zuletzt hier waren - wie das Zurück-Kommen in heimatliche Gefilde, heimkommen an den Ort, nach dem ich mich die ganze Zeit so sehr gesehnt hatte. Dann noch den uns wohl bekannten kurzen Fußweg zu "unserer" Wohnung zurücklegen und wir sind da! Aber, gerade als ich mich freudig umsah und dachte, wie wunderbar vertraut hier alles wirkt, da passierte dann noch etwas Blödes: vor lauter Schauen und Vorfreuen stolperte ich auf dem holprigen Trottoire und mein zweiter linker Zeh in der leichten Sandale kam irgendwie unglücklich unter eines der Räder meines 22 kg schweren Rollkoffers. Der Zeh blutete natürlich sofort, aber viel schlimmer war der Prellungsschmerz, der mir jetzt natürlich das Laufen erschwerte. Aua, dieser jetzt immer blauer werdende Zeh tat ganz schön weh und wurde dick und dicker. Meine Güte war ich froh, als ich endlich daheim war, das erste Mal "daheim in Venedig" !
22. Juli 2021
21. Juli 2021 - Vom Hauptbahnhof München bis zur "Stazione Venezia Santa Lucia" dauert die Fahrt kaum länger als 6 Stunden - das geht - das macht sogar richtig Spaß. Sich nach den vielen Reisevorbereitungen endlich im Zugsessel gemütlich zurücklehnen zu können und entspannt einer schönen Zeit in Italien entgegen zu sehen, während der Zug langsam ausfährt, das empfinde ich jedesmal als einen erhebenden Moment. Der Fahrplan zeigt an, dass es zuerst nach Innsbruck und über den Brenner geht und wir dann in Italien Trento, Verona und Padova passieren. Dann wird schon bald die Eisenbahnbrücke "PonteVecchio" kommen, die die vorgelagerten Stadtteile von Venedig, Mestre und Marghera auf dem Festland mit der Lagunenstadt verbindet und direkt in der Innenstadt endet. Parallel dazu verläuft übrigens die bekanntere Straßenbrücke, "Ponte della Libertà", die auch "Ponte Nuova" genannt wird und die man - das habe ich gerade erst gelesen - auch einmal mit dem Fahrrad überqueren könnte. Aber noch sind wir lange nicht so weit. Chris hat ein erster Klasse Abteil spendiert - das ist natürlich genial und lohnt sich - allemal in Corona-Zeiten. Bis jetzt sind wir noch nicht alleine im Abteil, aber das junge Pärchen, das auf den Türplätzen sitzt, ist sympathisch und da beide nur stumm in ihre Handys vertieft sind, fühle ich mich überhaupt nicht gestört. Ich habe mir natürlich gleich den Platz am Fenster ergattert, denn aus dem Zugfenster die vorbeiziehenden Landschaften zu beobachten, darauf freue ich mich immer schon beim Zugfahren. Man sitzt dann still, gibt sich seinen Träumen hin und bewegt sich doch stetig vorwärts. Dieses konzentrierte Sitzen und sich gleichzeitig von der Stelle weg Bewegen, das bewirkt bei mir jedesmal, dass auch das Denken, Arbeiten und Schreiben viel leichter "in-Fahrt" kommt. In Innsbruck verlassen uns die Abteil-Nachbarn - jetzt wird es gemütlich, denn wir sind jetzt unter uns und können also auch die Maske endlich einmal wieder abnehmen - ah, das ist schon viel viel besser! An diesem Bahnhof haben wir jetzt einen längeren Aufenthalt - die Lokomotive wird gewechselt. Der kurze Stillstand ist genau die gute Gelegenheit, auf die ich gewartet habe, um meinen kleinen "Überraschungs-Reise-Frizzante" auszupacken. Damit können wir uns nun auf den Beginn unseres Abenteuers zuprosten - leider ohne wirklich Gläser klirren zu lassen. Bald danach ist Mittagszeit und ich zaubere noch so einige andere Köstlichkeiten aus dem Rucksack, die ich als Reiseproviant aus den Resten im Kühlschrank zusammengestellt hatte. Ich liebe es, im Zug schön Brotzeit zu machen und ganz im Sinne von 'der Weg ist das Ziel' schon die Zugfahrt so richtig zu zelebrieren. Den letzten Teil der Fahrt ab Verona beschäftigt uns leider ein unangenehmes, weil höchst kompliziertes Thema. Es geht um eine Monatskarte für das Fahren mit den Vaporetti. Nirgendwo im Internet können wir eine eindeutige Information darüber finden, ob es ein günstiges Monatsticket für uns Langzeit-Touristen gibt !? Eines ist so ziemlich klar: Wir müssen uns an einer der Verkaufsstellen der Venezia Unica Karten (von denen es leider keine am Bahnhof gibt) zuerst einmal einen solchen City-Pass für Langzeit-Aufenthalte mit Passfoto ausstellen lassen. Auch beispielsweise auswärtige Studierende in Venedigs berühmter Universität brauchen ja so eine Karte ! Diese "Carta Venezia Unica" (die anscheinend für Touristen oder nicht Venezianer um ein Vielfaches teurer ist als für Einheimische - wir lesen da: statt 10,- Euro sind es 100,- Euro (kann das sein?) ist - soviel ist schon mal sicher, immerhin fünf Jahre gültig und kann je nach Wunsch mit verschiedenen Angeboten "aufgeladen" werden. Es gibt zum Beispiel 5 oder 10 Fahrten (viaggios) oder mehr - oder auch noch Kombi-Ermäßigungen für Museen oder Sportstätten. Welche Kombination für uns beide, die wir einen Monat lang (aber nicht etwa vom ersten bis letzten eines Monats bleiben ) und vielleicht täglich 1-2 Mal mit dem Vaporetto fahren wollen, am günstigsten ist, ist beim besten Willen übers Internet nicht rauszukriegen. Das müssen wir dann an Ort und Stelle unbedingt noch als Erstes klären - das bedeutet dann wohl, wir müssen vom Bahnhof aus erst einmal zur nächsten ACTV-Verkaufsstelle in Tronchetto fahren ? Ach Gott, darauf habe ich ja gar keine Lust! Viel lieber wende ich mich nun wieder dem Zugfenster zu - wir sind schon durch Padova durch - also muss bald die fast vier Kilometer lange Eisenbahnbrücke kommen und dann sind wir auch schon fast angekommen in meiner Traumstadt: Venedig.
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